Die drei Marinas in Trogir machen die Stadt für Segler besonders attraktiv. Aber nicht nur: die ganze Stadt wirkt wie eine perfekte Filmkulisse. Das fanden auch die Macher von “Game of Thrones” und das Städtchen kommt im der Erfolgsserie besonders zur Geltung. Seien es über die Jahrhunderte durch Ledersohlen blank geputzte Pflasterstein-Gassen, ein Stadtbild wie aus einem Mittelaltertraum oder Hafenanlagen, die Zeit und Geschichte atmen.
Nur 15 Kilometer Luftlinie von Split entfernt liegt dieses Juwel Dalmatiens. Die Stadt gehört seit 1997 wegen ihrer einzigartigen städtebaulichen Kontinuität zum UNESCO-Weltkulturerbe, doch weltbekannt wurde sie durch die Serie “Game of Thrones”. Aber schon eine ganze andere Fernsehgeneration kannte Trogir als Drehort für Winnetou 3 mit Pierre Brice und Lex Barker und den vierteiligen ZDF Piratenfilm Jack Holborn, den Patrick Bach in der Hauptrolle spielte. Womit wir schon beim eigentlichen Thema wären: die Stadt, das Meer und die Herrscher. Wer nach Trogir kommt, der reist häufig hierher, um die Stadt schnellstmöglich wieder zu verlassen.
Run auf die Marinas in Trogir
Das zumindest ist der Eindruck, den man gewinnt, reiht man sich an einem Samstagnachmittag in die Karawane der voll bepackten Fahrzeuge ein, die über die enge Klappbrücke auf die Insel Čiovo und damit zu einem der Haupt-Charterstützpunkte Trogirs wollen: der ACI Marina Trogir. Ihr Ziel ist – neben der Suche nach einem Parkplatz für die Woche – die Festung Kamerlengo auf der Steuerbord- und damit rechten Schiffsseite zu lassen.
Denn das bedeutet für jeden Charterer: eine bis zwei Wochen Urlaub in der Inselwelt Dalmatiens. Tatsächlich empfinden viele die Chartercrews heute als neue Form der Belagerung und hoffen auf Ersatz durch die zu rund 85 Prozent von der EU finanzierte neue Brücke. Aber dies ist eine ganz andere Geschichte. Wen kümmert da bei aller Wasservorfreude die von Romanik, Gotik, Renaissance und Barock geprägte Altstadt, die auch zur Hauptsaison andächtig stille Laurentius-Kathedrale oder der Stadt-Kai, an dem Ausflugsboote und üppige Yachten festmachen, maritime Kulisse für die bunten Bars inklusive. Und kaum einer der zahlreichen Tagesgäste ist sich wirklich bewusst, dass die Stadt eine befestigte Insel ist. Dass das so ist, hat seine Gründe.
Viele Eroberer wollten Trogir haben
Wer Trogir bloß als hübsche Kulisse sieht, hat die Stadt nicht verstanden. Griechen, Römer und Kroaten bewohnten sie über die Jahrhunderte. Belagert, zerstört und beherrscht wurde sie von Türken, Venezianern, Franzosen, Österreichern, dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, schließlich von der Sozialistisch Föderativen Republik Jugoslawien. Sie alle haben Spuren hinterlassen. Beschützt und behütet ehemals von der alten Stadtmauer, von der nur noch Reste erhalten sind, erreicht man Trogir als Fußgänger durch seine Tore: das Land- und das Seetor. Vor allem am Abend ist es ein schöner Augenblick, die Stadt auf diese Weise das erste Mal zu betreten und sich bewusst zu machen, dass diese engen Zugänge dem Schutz der Bewohner dienten. Schon bleibt die Gegenwart mit ihrem Gelärme zurück. Die Gassen öffnen sich einem im weichen Abendlicht, wenn der Himmel ein tiefes Blau annimmt, in dem die ersten Sterne zaghaft sichtbar werden. Im erleuchteten Halbdunkel entdeckt man die reliefverzierte Stadtloggia. Der Blick fällt auf das Bildnis der tragisch-heroischen Lichtgestalt der Stadt: Bischof Petar Berislavic. Zur Zeit der türkischen Belagerung setzte er sein Vermögen für den besseren Schutz der Bevölkerung ein und verlor in einem Hinterhalt bei Kämpfen sein Leben. Dafür wird er noch heute verehrt. Die Stadttore waren der einzige Zugang in das Häusermeer. Waren sie verschlossen, verwandelte sich Trogir in ein gepanzertes Schiff. Hier wurde gehandelt, gelacht und oft genug gekämpft.
Eine Zeitreise der urbanen Kultur
Tritt man durch die Tore hindurch, erlebt man eine Zeitreise in eine über 2000-jährige urbane Kultur, ein Hin und Her zwischen uralten Steinmauern und den Nachkommen von Erbauern und Eroberern. Immer wieder bieten sich hinter der nächsten Ecke überraschende Ausblicke auf kleine Geschäfte, Cafés und Restaurants. Selbst im Hochsommer erlebt man auf diese Weise Trogir mit leuchtenden Augen. Wie ein Kind, das ein Weihnachtspäckchen gerade erst erblickt hat.
Es sind vor allem die kleinen Begegnungen, die einem Ort eine Seele verleihen. Auf dem von weißen Schirmen dominierten Markt an der Grenze zur Altstadt wird gefeilscht und gekostet, was das Umland an Obst, Gemüse und Nahrungsmitteln hergibt. Der Supermarkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite, den man erreicht, wenn man sich mutig in den Ausflugsverkehr stürzt, stört niemanden beim Plausch. Eher schon die Preise, die in Kroatien Münchner Viktualienmarkt-Niveau erreichen können. Eine Mehrwertsteuer von 13 Prozent zwingt zur knappen Kalkulation, die Standmieten oft genug zum Apothekenpreis. Das gilt auch für die Restaurants, deren Menüs 25 Prozent Mehrwertsteuer ausweisen. Für die rund 1.000 Einwohner Trogirs, die im Winter der Bora auf ihrem kaum 500 Meter langen Inselchen trotzen, ist das Städtchen nicht unbedingt erschwinglich, aber sie haben eine Jahrtausende alte Tradition der Langmut gegen die Unbilden entwickelt, die Regierungen und die Zeitläufe mit sich bringen.
Nicht willkommene Dauergäste
Wie so oft, wenn einem als erste Assoziation für einen Ort die Vokabel „pittoresk“ einfällt, ist ein Kastell im Spiel. Tatsächlich war die bullige Festung Kamerlengo aus dem 15. Jahrhundert, die für die Chartercrews als Ansteuerungspunkt dient, ein Rückzugsort für die venezianischen Truppen. Sie bildete ein eigenes autarkes Revier und war Stadt in der Stadt.
Nur für den Zweck konstruiert, falls die Bevölkerung rebellieren sollte oder sich Eindringlinge am Horizont zeigten. Die Venezianer, sie waren den Bewohnern nicht willkommen, blieben dennoch von 1420 bis 1797, als sie von den Österreichern abgelöst wurden. Ihre Steinlöwen wachen weiter über die gesamte dalmatinische Küste. Durch das Labyrinth der Pflastersteine gelangt man schließlich zur Piazza. Unangefochten ist dies der schönste Ort in der an Schönheit nicht armen Stadt. Mehr als 350 Jahre feilten Baumeister und Steinmetze an der Kathedrale – von 1213 bis 1598. Und doch wurde wiederum auf den Überresten einer von den Sarazenen zerstörten frühchristlichen Basilika errichtet. Allein der Bau des Glockenturms nahm fast 200 Jahre in Anspruch. 200 Jahre für drei Stockwerke, von deren Spitze aus man das gesamte Umland überblicken kann… Der Anblick der Kirche ist von wuchtiger und trotzdem filigraner Schönheit. Denn die Kathedrale des Heiligen Laurentius beeindruckt vor allem durch ihr romanisches Portal, zu dem Meister Radovan ihr verhalf und das mit seinen Figuren unerreicht spielerisch wirkt. Zwei im Abendlicht golden wirkende Steinlöwen bewachen das Portal. Dessen Figurenvielfalt mit seinen Szenen aus dem Neuen Testament zu beschreiben, könnte Bände füllen. Überhaupt ist dieser Ort unbeschreiblich. In ihrem Inneren fast festungsartig karg, wirkt die Kathedrale doch anmutig, wie sie auf der Piazza steht und nur vom eigenen Glockenturm überragt wird. Der terrassenförmige Vorplatz ist der Haupttreffpunkt für Junge und Alte und natürlich für die Besucher, die sich durch die Altstadt hierher durchgeschlagen haben. Es ist ein Ort, um sich neu zu verlieben.
Die drei Marinas in Togir sind das Ziel vieler Kapitäne
Zurück zum Festungs-Turm von Kamerlengo. Hier lässt man nun als Segler oder Motorbootfahrer Trogir auf der Steuerbord-, also der rechten Seite liegen, fühlt sich ein bisschen wie ein venezianischer Händler auf der Suche nach einem vielversprechenden Handelsgeschäft und sucht nach gutem Wind. Vorbei geht es an den drei Marinas in Togir die Hunderten von Booten einen sicheren Liegeplatz bieten. Vorbei auch an der Werft auf der Insel Čiovo, die mit ihrem Baubetrieb so gar nicht zur Stadt zu passen scheint und sie dennoch als größter Arbeitgeber über lange Zeit pulsieren ließ. Vorbei geht es schließlich an den Leuchtfeuern, die die Einfahrt in das Fahrwasser begrenzen. Rechterhand liegt die Marina Baotic, ein weiteres Ziel vieler Yachten. Und bald öffnet sich das weite Rund der großen Bucht von Čiovo, die diesen Küstenabschnitt wie eine Muschelschale umfasst und deren schillernde Perle die Stadt Trogir ist.
Infos:
Fläche:39,10 km²
Einwohner: 13.192 (2011)
Bevölkerungsdichte: 337 Einwohner je km²
Telefonvorwahl: (+385) 021
Postleitzahl: 21.220
Kfz-Kennzeichen: ST
Bootskennzeichen: TG
Weitere Infos: www.trogironline.com