Trüffel sorgen im Im hügeligen Hinterland von Istrien für rege Betriebsamkeit im Herbst. Kaum verlassen die letzten Badegäste die Küste der Halbinsel, wuselt und schwirrt es im Landesinneren umher. Die Olivennetze werden zur Ernte unter die knorrigen Bäume gespannt, die sonnensatten Trauben gepflückt und zu köstlichem Wein verarbeitet. Und mit wachsamen Blick und hoffnungsfrohem Gang streifen die „Tartufare“, die Trüffeljäger, durch die Wälder und über die Felder auf der Suche nach den schwarzen und noch beliebteren weißen Trüffeln.
Die ersten Trüffel fand man in Istrien vor knapp 60 Jahren in der Gegend, wo heute der Stausee Butoniga liegt. Den See gab es damals noch nicht, nur Bauernfelder mit Ackerbau. Die Bauern fanden bei der Bewirtschaftung seltsame braune, dicke Knollen – allerdings hatten sie keine Ahnung, was sie damit anfangen sollten. Bis Italiener vorbei kamen und ihnen die knorrigen Dinger abkauften. Und so dämmerte es den Kroaten, dass da wohl was dran sein muss, an diesen braunen Klumpen. Und als 1999 im schönen Mirnatal die damals weltweit größte Weiße Trüffel gefunden wurde, begann der Tartuf-Boom in Istrien. Die mit 1,3 Kilo im Guinessbuch der Rekorde eingetragene Trüffel kurbelte die Trüffelwirtschaft auf der kroatischen Halbinsel nochmal mehr an und Istrien ist seitdem fester Bestandteil auf der Weltkarte der Trüffelliebhaber.
Feine Trüffel Küche
Die Weiße Trüffel steht der berühmten Alba-Trüffel aus dem Piemont in nichts nach und wächst in Istrien von September bis in den Januar hinein und ergänzt sich so wunderbar mit der Schwarzen Trüffel, die von den Wintermonaten bis in den Sommer zu finden ist. Züchten ist ein Ding der Unmöglichkeit, die Trüffel hat ihren eigenen Willen und wächst dort, wo sie will. Doch dort fühlt sie sich dann sehr wohl und die Schwarze Trüffel nimmt sogar die Farbe ihrer Umgebung an, zumindest rangiert ihre Farbe zwischen beige und dunkelbraun, je nachdem, welcher Baum neben ihr wächst. Auf der Halbinsel gibt es zwei Bodenarten: der intensiv dunkelrote Boden des Küstenlandes und der graue, fette Lehmboden im Hinterland, hier wachsen die Trüffel am besten. Von Buzet und Lanišće im Nordosten, den Fluss Raša im Labin-Gebiet entlang, bis in das südliche Pazin-Gebiet kann man fündig werden. Die größten Vorkommen gibt es allerdings vorwiegend im feuchten Motovuner Wald. Die Tücke an der unterirdischen Köstlichkeit ist, dass sie mit dem bloßen Auge eben nicht erkennbar ist, sondern erschnüffelt werden muss. Und da versagt der Trüffeljäger, sein Hund aber riecht mit seinen rund 220 Millionen Riechzellen zehnmal besser und kann rund eine Million Gerüche unterscheiden, der Mensch nur schlappe 10.000. Bis vor einigen Jahren wurden noch Schweine als Trüffelfinder eingesetzt, aber die süßen Steckdosen-Nasen verputzten allzu oft die gefunden Knollen an Ort und Stelle selbst. Diesem außergewöhnlichen, unansehnlichen Gewächs, diesem berühmten, pikantem, fast unangenehm riechendem Aphrodisiakum, kann eben kaum jemand widerstehen.Wer sich einmal an den Geruch gewöhnt hat, wird zum lebenslangen Liebhaber und der Trüffel wird zu einem wahren Laster – wie gut, dass man in Istrien seine Sucht danach stillen kann!