Romualdo Höhle: Höhlenmalerei am Limfjord in Istrien

Limfjord Istrien_Vrsar_Rovinj_Limski Kanal

Die neu entdeckte Höhlenmalerei in der Romualdo Höhle in Istrien ist über 30.000 Jahre alt. Bei Vrsar und Rovinj entdeckten Archäologen die älteste Höhlenmalerei auf der Balkan-Halbinsel am Limfjord.

Bei der Romualdo Höhle am Limfjord oder auch Limski-Kanal genannt, wurden in Istrien vor einigen Tagen bedeutsame Höhlenzeichnungen aus der Steinzeit entdeckt. Ein internationales Team von Archäologen hat festgestellt, dass die Höhlenmalerei über 30.000 Jahre alt ist. Dass der frühzeitliche Mensch, welcher während der Eiszeit in Europa lebte, gerne an Höhlen malte und figürliche Abbilder zeichnete, das ist wohl bekannt. Allerdings war bis dato auf dem Balkan keine Höhlenkunst entdeckt. Umso eindrucksvoller ist der prähistorische Fund. Die Felsbilder in der Romualdo Höhle bestehen aus kleinen Wandzeichnungen, die Tiere wie Bisons und Gämsen darstellen. Aber auch Menschenfiguren gehören zu der lange Zeit verborgenen Höhlenmalerei.

Der Eingang der Romualdo Höhle ist sehr niedrig und nur von 10 oder 11 Uhr bis 16 oder spätestens 18 Uhr geöffnet.

Das Entpuppen der Höhlenkritzelei als prähistorische Kunst in der Romualdo Höhle bringt Kroatien auf die Weltkarte bedeutender Höhlenmalerei. Seitdem der Schatz “ans Tageslicht” getreten ist, hat die Halbinsel Istrien zusätzliche und noch wertvollere Bedeutung für Kroatien und die Welt erlangt.

Die Entdeckung der Höhlenmalerei

Der Direktor des Archäologischen Museums von Istrien – Darko Komso – hat bereits im Jahr 2010 die Felsbilder an den Höhlenwänden der Romualdo Höhle bemerkt. Zu dieser Zeit erforschte er die Höhle bereits über 3 Jahre und ging dabei jedoch mehr oder weniger an den Wandbildern vorbei, ohne deren wahre Bedeutung zu erkennen. Allerdings ist dies dem schlechten Zustand der Malereien geschuldet. Obendrein ist die rote Farbe der Höhlenmalerei eher unscheinbar, denn diese hebt sich nur schwach von den farbigen Felswänden der Romualdo Höhle ab.

Die rötliche Höhlenmalerei in der Romualdo Höhle ist nur schwer erkennbar. Erkennen Sie die Bison-Zeichnung?

Jedoch hat die rote Schmiererei die Neugier des ambitionierten Forschers geweckt. Darko Komso hatte schnell den Verdacht, dass sich hinter den Farbakzenten mehr verbirgt und somit fotografierte er die einzelnen Malereien. Dass es sich tatsächlich um uralte Höhlenzeichnungen aus der Steinzeit handeln könnte, konnte er kaum glauben. Seine Vermutungen hat das internationale Forscherteam unter der Leitung von Dr. Aitor Ruiz-Redond im Jahr 2017 bestätigt.

In mühsamer Detailarbeit wurden die Zeichnungen der Romualdo Höhle unter der Leitung von Dr. Aitor Ruiz-Redondo (britische Universität Southampton) kenntlich gemacht und analysiert.

Damals arbeitete Darko Komso an dem Projekt CRORA (CROatian Rock Art – Felsmalerei in Kroatien). Zu dieser Zeit wurden Wandbilder in Höhlen nur als ein Phänomen im Südwesten Frankreichs und in Nordspanien gesehen.Entdeckt wurden dort früheste Anfänge der Kunst und erste Zeichnungen und Bilder, die Menschen vollbracht haben. Bedeutende Höhlenmalereien kannte man bisher von berühmten Städten wie Altamira und Lascoux. Die Neuentdeckungen in Istrien beweisen, dass prähistorische Höhlenmalerei auch anderswo in Europa zu finden ist. Somit offenbart Istriens Romualdo Höhle eine historisch-archäologische Entdeckung mit weltweitem Ausmaß. Denn das kroatische Gebiet war für die Höhlenmalerei des Paläolithikums zuvor vollkommen unbekannt.

Besichtigung der Romualdo Höhle

Der Eintritt in die Höhle kostet Eintritt und ist nur mit anwesenden, kundigen Führern gestattet. Die Besucher werden mit Schutzhelmen und teilweise mit Taschenlampen ausgestattet. Der Eingangsbereich ist nur ca. 70 cm hoch, weshalb sich der Kopfschutz auf jeden Fall rentiert. Nach wenigern Metern in geduckter Haltung wird ein geräumiger Raum erreicht. Das Fotografieren im Inneren der Höhle ist leider verboten. Allerdings hat das auch einen triftigen Grund. Denn die Romualdo Höhle ist das Zuhause und die Zufluchtsstätte einer seltenen und vom Aussterben bedrohten Fledermausart. Dabei handelt es sich um die kleinen Mausohr-Fledermäuse (Myotis). Sie ernährt sich nur von Insekten. Heute leben davon noch etwa 3000 Tiere in der unterirdischen Grotte. Kopfüber hängen sie von der felsigen Decke und schwirren – aufgeschreckt von den Besuchern – geräuschlos und zackig durch die dunklen Felsräume.

Die Mausohr-Fledermaus lebt in der Romualdo-Höhle.

Auf den Spuren der Steinzeit

Die Forscher, die an dem Projekt BALKART arbeiten (die Erforschung der paläolithischen Kunst auf dem Balkan), haben über den Fund auch in der Zeitschrift “Antiquity” berichtet. Zu den angesehenen Wissenschaftlern und Forschern gehören Aitor Ruiz-Redondo (Universität Southhampton), Darko Komso (Archäologisches Museum Istrien), Diego Garate Maidagan (Universität Cantabria), Oscar Moro-Abadía (Universität Neufundland), Manuel Ramón González-Morales (Universität Cantabria), Jacques Jaubert (Universität Bordeaux) und Ivor Karavanic (Universität Zagreb, Universität Wyoming). Sie haben festgestellt, dass es sich in der Romualdo Höhle um Malereien aus dem Jungpaläolithikum handelt.

Die Höhlenmalerei gehört zu den ältesten, erhaltenen Spuren der frühzeitlichen Kunst. Die Tatsache, dass in diesem Gebiet Kroatiens schon vor über 30.000 Jahren Menschen ihre Sicht auf die Welt an den Wänden verewigten, ist einfach faszinierend. Somit stehen Istrien und Kroatien neben den berühmtesten prähistorischen Stätten des Homo Sapiens ganz oben im Interesse der Geschichte. Die Romualdo Höhle weckt die Hoffnung und realistische Möglichkeit, dass es in Kroatien noch weitere solche Funde geben wird.

Erreichbarkeit der Remualdo Höhle

Die 120 Meter über dem Meeresspiegel liegende Romualdo Höhle befindet sich am Südhang des Limfjords. Sie ist etwa 100 Meter lang und über einen 360 Meter langen, steileren Fußweg durch den Wald zu erreichen. Über die Landstraße Sv. Lovrec – Bale (E751) kommt man zum Besucherparkplatz, welcher sich an der Zufahrtsstraße zum Limfjord und zu den Restaurants Lim und Viking befindet. Im Inneren beträgt die Durchschnittstemperatur etwa 12 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit von 70-75%. Ihren Namen verdankt die Höhle dem Mönch Remualdo aus Ravenna, der sich hier vor 1000 Jahren aufhielt. Neben den Felsbildern wurden in der Höhle außerdem materielle Überreste der Neandertaler aus der Zeit des mittleren Paläolithikums gefunden. Die Romualdo Höhle und ihre Wandmalereien müssen nun gründlich analysiert, geschützt und richtig dargestellt werden, bevor sie ihre kleine Tür wieder uneingeschränkt für die Öffentlichkeit öffnet.

Weitere Highlights:

Bilder: Darko Komšo, Aitor Ruiz-Redondo

Autorin: Vedrana Vukelic