UNESCO-Welterbestätten: venezianische Verteidigungsanlagen

UNESCO-Welterbestätten

Beeindruckende UNESCO-Welterbestätten in Kroatien: Welche venezianischen Verteidigungsanlagen im Urlaub nicht verpasst werden sollten.

Die mächtigen Festungen, die während der venezianischen Herrschaft in Kroatien errichtet wurden, begeistern nicht nur Geschichte-Fans.

Bereits im 9. Jahrhundert begann der venezianische Adel mit dem Ausbau von Kriegs- und Handelsschiffen. Zu dieser Zeit stand die kroatische Küste noch weitgehend unter dem Einfluss des Byzantinischen Reiches. Da die Bevölkerung zunehmend unter dem Expansionsdruck der Franken und unter Einfällen der Ungarn zu leiden hatte, entschlossen sich die meisten kroatischen Küstenstädte, Schutz- und Bündnisverträge mit Venedig abzuschließen.

Ab dem 14. bis ins 17. Jahrhundert bauten die Venezianer ihre Macht entlang der Adriaküste bis zur Levante zunehmend aus. Nur die Region um Dubrovnik blieb trotz zahlreicher Kämpfe unter Osmanischer Herrschaft. Um gegen die Osmanen, aber auch gegen die Habsburger, bestehen zu können, startete Venedig den planmäßigen Ausbau eines ausgeklügelten Verteidigungssystems: der Stato da Mar. Die Erfindung des Schießpulvers hat wesentlich zum „neuen“ Erscheinungsbild der mächtigen Festungsanlagen beigetragen. Im 16. Jahrhundert, dem Zeitalter der Renaissance, erreichte die Festungsarchitektur der Venezianer ihren Höhepunkt und wurde europaweit mehrmals kopiert.

Festungen, Kirchen oder Paläste – überall ist der venezianische Markuslöwe zu sehen

Wer aufmerksam durch die kroatische Landschaft reist und mit offenen Augen durch die Ortschaften schlendert, entdeckt überall die sehr gut erhaltenen Reste der außergewöhnlichen venezianischen Verteidigungssysteme. Um den Schutz und Erhalt dieses kulturellen Erbes zu ermöglichen, wurden im Jahr 2017 alle Festungsanlagen, Festungsmauern und militärischen Gebäude, die von den Venezianern zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert erbaut wurden, zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.

Eine Zeitreise durch die Jahrhunderte in Zadar

Zadar war im Mittelalter eine der bedeutendsten Handelsstädte an der Ostküste der Adria. Zu Reichtum gelangten einige Familien vor allem durch den Salzhandel mit dem Meeressalz, das auf der Insel Pag abgebaut wurde. Als Venedig schließlich die Herrschaft entlang der Adriaküste übernommen hatte, wurde auch der Salzhandel zum Monopol der venezianischen Serenissima. Aus Angst vor der zunehmenden Expansion der Osmanen, begann Venedig in Zadar mit der Sicherung der Stadt und dem Bau einer Festungsanlage. Die Küstenstadt wurde damit zum wichtigsten Militär- und Handelsstützpunkt an der Ostküste.

Die heutige Altstadt von Zadar, die ein einziges historisches Freilichtmuseum ist, wurde durch einen künstlichen Graben vom Festland getrennt. Nach wie vor wird man beim Eintritt durch die Porta Terraferma skeptisch vom Markuslöwen gemustert, der über dem Portal thront. Das imposante Tor ist ein Werk von Michele Sanmichele, einem der bedeutendsten italienischen Festungsarchitekten. Er war beispielsweise auch an der Planung des berühmten Palazzo Grimani in Venedig beteiligt. Innerhalb der Festungsmauern von Zadar kann man das Goldene Zeitalter Venedigs an allen Ecken spüren.

Die vier Festungen von Šibenik

Gleich vier Festungen prägen das Antlitz der Küstenstadt Šibenik. Schon von der Ferne ist die imposante Festung des Heiligen Johannes (Tvrđava sv. Ivan) zu sehen. Sie ist die höchstgelegene und gleichzeitig größte Festung von Šibenik. Es ist kaum zu glauben, aber die gesamte Anlage wurde gleich wie die Festung Barone (Tvrđava Barone) in nur 58 Tagen auf einem 120 Meter hohen Hügel über der Siedlung erbaut. Erst seit den Dreharbeiten der Abenteuer-Saga „Game of Thrones“ ist die Johannes-Festung auch für Besucher zugänglich.

Die älteste Anlage ist die Festung des Heiligen Michael (Tvrđava sv. Mihovil), nur 60 Meter oberhalb der Küste im Norden der Altstadt. Dank des regen Kulturlebens mit Führungen, Ausstellungen und Konzerten auf einer Freilichtbühne, wird die Michael-Festung auch gerne als „Festung der Kultur“ bezeichnet. Die vierte Festungsanlage, die es zu erkunden gibt, ist die im 16. Jahrhundert in besonderer Dreiecksform erbaute Festung St. Nikolaus (Tvrđava sv. Nikola). Wie am mächtigen Stadttor in Zadar, war auch hier der italienische Festungsbaumeister Michele Sanmichele beteiligt.

Die spanische Festung Fortica in Hvar

Aufgrund der nautisch günstigen Lage von Hvar, zogen die Insel und der gleichnamige Hauptort schon immer das Interesse der verschiedenen Mächte auf sich. Die bedeutendste Zeit erlebte Hvar als venezianischer Stützpunkt. Die in einer geschützten Bucht gelegene Küstenstadt war aber nicht nur ein bedeutender Handels- und Militärhafen, auch Künstler, Historiker und Theologen lebten gerne auf dem beschaulichen Eiland. Zur Sicherung der Stadt und des Hafens ließen die Venezianer die Festung Fortica erbauen, die weithin sichtbar Hvar überblickt. Diesmal waren allerdings keine italienischen Baumeister am Werk, sondern vorwiegend spanische. Deshalb wird sie auch Španjola (spanische Festung) genannt.

Die eindrucksvolle Festungsanlage ist eines der beliebtesten Ausflugsziele von Hvar. Schon der mit duftender mediterraner Vegetation gesäumte Serpentinenweg zur Festung ist ein Traum – und dann erst die Aussicht! Der Blick reicht weit über das Meer und die vorgelagerten Plakeni Inseln, die auch als „Hölleninseln“ bekannt sind. In der Festung selbst kann man eine Sammlung von Amphoren bewundern, mit denen in der Antike meistens Wein, Olivenöl oder das bei den Römern beliebte Würzmittel Garum (fermentierte Fischsauce, ähnlich wie Maggi) transportiert wurden. Eine weitere Ausstellung mit mittelalterlichen/venezianischen Exponaten ist im ehemaligen venezianischen Waffenarsenal direkt am Hafengelände untergebracht. Rund um den Hauptort Hvar wurden später noch weitere, heute öffentlich zugängliche Festungsanlagen erbaut, allerdings nicht von den Venezianern.

Eine einzige Festungsanlage: Die Hafenstadt Korčula

Einen grandiosen Ausblick hat man auch von der Festung Svetog Vlaha in der Hafenstadt Korčula. Die Reste der Stadtmauer mit den zwei mächtigen Bastionen und die auf einem bewaldeten Hügel hinter der Stadt erbaute venezianische Festung haben es ebenfalls auf die Liste des UNESCO-Weltkultuererbes geschafft. Schon im 13. Jahrhundert begannen die Venezianer mit dem planmäßigen Ausbau der angeblichen Heimatstadt des Asien-Reisenden Marco Polo.

Alle Gebäude wurden nach vorherigen Plänen genau strukturiert. Sie bezaubern durch ihre kunstvoll gestalteten Fenster, Türen und Ecklösungen. Viele der prachtvollen Bauwerke tragen den Markuslöwen sowie das Wappen der Eigentümer und werden in die Spätgotik bzw. Renaissance datiert. Ein Spaziergang durch Korčula ist also wie eine Zeitreise ins Goldene Zeitalter Venedigs.

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