Wandern in Kroatien: Weitblicke, die beeindrucken

Wandern in Kroatien: Kein Berg in Kroatien schafft es über die 2000-Meter-Seehöhe-Grenze. Trotzdem haben Gipfelstürmer herrliche Weitblicke und können durch imposante Felslandschaften schreiten. Ein Streifzug durch die schönsten Wandergebiete auf dem Festland für Naturliebhaber und Outdoor-Fans.

Die saftig grünen Almen erstrecken sich wie die Wellen des Meeres vor dem Wanderer. Die Wälder sind urtümlich und verwunschen. Die Pfade steil und felsig. Das kroatische Festland hat für Wanderfreunde vor allem eines zu bieten: Ruhe in unberührter Natur und abwechslungsreiche Routen, auf denen es auch im Sommer erfrischend kühl ist. Sogar im Karst ist es landschaftlich alles andere als karg. Wer die Vielfalt der Bergwelt umfassend erleben möchte, folgt dem Fernwanderweg Via Dinarica vom Norden in den Süden. Die weiße Route führt dabei direkt durch sechs National- und vier Naturparks. Quasi das Best-of für trittfeste und erfahrene Wanderer. Schließlich geht es unter anderem auch auf den höchsten Gipfel des Landes, den Berg Dinara. Die grüne Route ist konditionstechnisch nicht leichter, verbindet aber die beiden größten kroatischen Wasserfälle.

Wandern in Kroatien: Lang oder kurz

Unterwegs werden Wanderer in ganz Kroatien eher selten auf eine Hütte treffen – und nur wenige davon sind bewirtschaftet. Daher unbedingt selbst für entsprechende Verpflegung sorgen. Weitwanderer übernachten zum überwiegenden Teil in Pensionen oder Hotels entlang der Strecke und kehren abends in einer der traditionellen Konobas ein. Zudem liegen die meisten Wandergebiete nicht weit von der Küste entfernt. So lässt sich auch mal im Badeurlaub ein Tagesausflug in die Berge einplanen. Die Natur- und Nationalparks bieten dafür beste Infrastruktur und Wanderwege mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Sogar in den Touristenhochburgen Plitvicer Seen und Krka ist man abseits des klassischen Sightseeing-Weges rasch allein mitten in der Natur. Ganz besonders in der Nebensaison.

Die Berghütten sind in Kroatien noch nicht überlaufen, besonders die Nebensaison ist zu Empfehlen (Gorski Kotar, Risnjak, Foto: TV Kvarner)

Im Urwald

Der Weg „Čorkova Uvala“ startet bei den Plitvicer Seen in Labudovac und ist 21 Kilometer lang. Es geht dabei durch den Urwald hinauf zu einem verlassenen Dorf. Für viele liegen hier die schönsten Wälder Europas, in denen auch Bären, Wölfe, Luchse und Wildkatzen leben. Meist sind allerdings nur ihre Spuren am Wegesrand zu sehen. Zurück zum Bootshafen geht es über das Gebirge Preka kosa und ein paar blühende Bergwiesen. Auf der anderen Seite der Seen lockt der Gebirgsweg „Medvedak“ in ein acht Kilometer langes Hochtal, von dem aus Wanderer einen tollen Blick über den Nationalpark haben. Wer möchte, kann bei der rund zweieinhalbstündigen Tour, ausgehend vom Parkplatz Hladovina, auch drei Gipfel erklimmen – den Oštri Medvedak mit 889 Metern Höhe, den Tupi Medvedak mit 868 Metern Höhe und den Turčić mit 801 Metern Höhe. Der Aufstieg ist nicht allzu schwer und schnell geschafft. Daher auch etwas für sportlich veranlagte Familien. Im Nationalpark Krka können Besucher die Wasserfälle per Boot besichtigen – oder noch besser die Umgebung zu Fuß erkunden. Zu empfehlen ist der 8,5 Kilometer lange Trail vom See Visovac hinauf zum Wasserfall Roški mit Blick auf den See und die Klosterinsel.

Abseits der Touristenpfade gibt es im Nationalpark Plitvice viele ruhige Wanderwege zu entdecken.

Wandern in Kroatien: Kletterparadiese

Kletterer und Bergwanderer zieht es im Nationalpark Velebit auf den Gipfel Sveto Brdo mit seiner kahlen Spitze. Wer lieber geht, statt zu klettern, folgt dem Premužić- Trail durch die fast weißen Felsen oder wandert auf dem Terezijana-Trail, einer alten Straße aus dem Jahr 1786, vom Städtchen Karlobag nach Gospić. Ebenfalls ein Paradies für konditionsstarke Bergfexe ist der Nationalpark Paklencia. Die Felsformationen beeindrucken genauso wie die farbenfroh blühenden Orchideen und Lilien. Im Süden Kroatiens reichen die Berge bis ans Meer. Hier kann man den zweithöchsten Berg Kroatiens, den Sveti Jure mit 1762 Metern Höhe, besteigen und über die Adria bis nach Italien blicken. Das Gebirge selbst ist eine raue Schönheit. Die Felsen bilden einen hellen Kontrast zum blauen Himmel und zum gleichfarbigen Wasser.

Reich der Tiere

Wieder komplett anders präsentiert sich die Landschaft im Naturpark Kopački Rit. Das Naturschutzgebiet im Landesinneren erstreckt sich zwischen Drau und Donau. Die wasserreiche Region ist die Heimat zahlreicher seltener Vögel. Überall raschelt und zwitschert es im Schilf. Wanderer schreiten auf Holzstegen über das Wasser und können von Aussichtsplätzen aus die Tiere beobachten. Grauadler und Schmetterlinge erheben sich hingegen im Nationalpark Risnjak in die Lüfte, während die Menschen durch eine grüne Wildnis aus dichten Wäldern und geheimnisvollen Höhlen wandern. Wandern in Kroatien: Kaum jemand würde vermuten, dass das Schutzgebiet nur 15 Kilometer Luftlinie von der Küste entfernt ist. Und der „Indian Summer“, also die Blätterfärbung im Herbst, ist sowieso noch ein echter Geheimtipp für fotoaffine Outdoor-Fans.

Zauberhafte Naturlandschaften in Gorski Kotar.

Schluchten und Schlemmen

In der Nähe des Nationalparks Risnjak befindet sich im Nordwesten die Hochebene Gorski Kotar. Sie zählt zu den wichtigsten Quellgebieten Kroatiens. Wanderer kommen an Wasserfällen vorbei und gehen durch beeindruckende Canyons, wo sich ein Naturwunder an das nächste reiht. Von der Stadt Skrad führt ein sechs Kilometer langer Rundwanderweg gleich zu zwei mystischen Orten: Zuerst kommt man zu der Wildbachquelle Zeleni vir, die als Wasserfall aus einer Höhle 70 Meter tief ins Bachbett stürzt. Danach geht es über Brücken und Stege durch die Teufelsklamm, eine der schönsten Schluchten Kroatiens. Unterwegs kann man schon mal ein paar Beeren naschen oder Pilze sammeln. Die Einheimischen machen aus den Blaubeeren traditionell nach alten Rezepten köstliche Strudel und den Boroviček, einen süßen Blaubeerwein, der meist als Aperitif gereicht wird. Neben regionalen Spezialitäten tischen die Wirte den hungrigen Wanderern eine kräftigende Jause mit Schinken, Salami und Trockenwürsten auf. Wobei ein Verdauungsschnäpschen immer den Abschluss bildet.

Vom Vojak-Gipfel aus haben Outdoor-Fans traumhafte Aussichten.

Meerblick inklusive

Wandern in Kroatien: Das Basislager ist am Meer. Zumindest in der Region Kvarner. Überall von der Küste führen Wege hinauf in das Gebirge. So geht es von der Opatija-Riviera zwischen Brseč und Vo losko direkt auf den Vojak, das ist mit über 1400 Metern Höhe der höchste Gipfel im Učka-Gebirge. Dort steht auch ein kleiner Aussichtsturm aus Stein, von dem aus Wanderer einen traumhaften Blick über die Bucht haben. Je nach Route ist man zwischen 1,5 und 5,5 Stunden unterwegs. Zwischen „Grand Hotel Palace“ und „Hotel Bellevue“ im Zentrum von Opatija führt ein Stufenweg namens Veprinački put in den kühlen Wald bis zum kleinen mittelalterlichen Bergdörfchen Veprinac. Einst haben die Bewohner über diesen Pfad Milch, Heu und Brennholz vom Berg hinunter an die Küste transportiert. Das Örtchen selbst gilt bei kunsthistorischen Kennern als Juwel, weil hier noch uralte glagolitische Inschriften zu sehen sind. Nach dem Besuch der barocken Markuskirche, der St.-Anna-Kapelle und des Museums geht es über Zatka vorbei an liebevoll gepflegten Bauerngärten zurück an die Küste. Weitaus unbekannter sind die vielen Wanderwege, die von Rijeka aus ins Hinterland führen. Dazu zählt zum Beispiel der romantische Trail nach Klana am Fluss Rječina. Früher gab es hier 27 Wassermühlen. Heute steht nur mehr eine einzige in Martinovo Selo. Diese ist 360 Jahre alt und funktioniert noch immer. Mit Stein werden Maiskörner zu Polenta gemahlen. Wer sich für diese Tagesetappe entscheidet, erfährt viel über das Handwerk und die alten Traditionen am Land. Danach kommt man über die idyllischen Grobnik-Alpen wieder nach Rijeka. Für einen gemütlichen Spaziergang vor dem Abendessen eignet sich der Pfad auf den Spuren der Liebe im Kurort Crikvenica hervorragend. Hand in Hand kann die Kvarner-Bucht entlanggeschlendert werden – mit Kräuterduft in der Nase und verträumten Blicken auf das Meer.

Nur wenige Kilometer von der Küste entfernt warten fantastische Bergwelten auf gehfreudige Entdecker.

Wandern in Kroatien: Planen

Fernwanderweg Via Dinarica Der kroatische Teil des Fernwanderweges ist rund 440 Kilometer lang und wird in drei verschiedene Routen unterteilt, wobei die weiße Route am besten markiert ist und direkt durch die Berge führt. Die beste Wanderzeit ist der Sommer, weil im Frühjahr, Herbst und Winter auf Teilen des Weges Schnee liegt. Weitere Informationen: www.via-dinarica.org und www.viadinarica.com.

Natur- und Nationalparks In Kroatien gibt es 19 verschiedene geschützte Parks. In jedem sind markierte Wanderwege zu finden. Eine spezielle App (nur in englischer oder kroatischer Sprache) holt alle wichtigen Informationen für unterwegs auf das Smartphone und kann auch offline genutzt werden. Details zu den Trails und Wegbeschreibungen finden sich in deutscher Sprache online auf www.parkovihrvatske.hr. Wanderbroschüren und -pläne für die jeweilige Region sind meist kostenlos in den örtlichen Tourismusbüros erhältlich. www.croatia.hr

Von unserer Kroatienspezialistin: Anita Arneitz
www.anitaaufreisen.at