Kroatische Literatur: Auf den Spuren der Dichter und Schriftsteller
Kroatische Literatur: Die Landschaft hat schon viele Künstler inspiriert. Sie sind weit über die Landesgrenzen bekannt.
Nicht nur Denkmäler erinnern an die Kunstschaffenden des Landes, sondern auch ihre einstigen Wohn- und Wirkungsstätten. Meistens stammten sie aus angesehenen Adelsfamilien und wohnten in prächtigen Schlössern. Unter den vorwiegend männlichen Poeten findet sich auch eine „Königin der Geschichten“, die als einzige kroatische Schriftstellerin zwei Mal für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen wurde. Wer sich auf Spurensuche kroatischer Dichter und Schriftsteller begibt, entdeckt bekannte Orte ganz neu und trifft auf so manche Geheimtipps.
Die Enkelin des kroatischen Nationaldichters Petar Preradović war die Verfasserin der Österreichischen Nationalhymne
Stolz blickt Petar Preradović auf seinem Denkmal über den nach ihm benannten Platz in Zagreb. Jeden Morgen wird der kroatische Nationaldichter von Blumenständen eingerahmt, denn auf dem gemeinhin als „Blumenplatz“ bekannten Areal findet der tägliche Blumenmarkt statt. Geboren wurde Petar Preradović etwa 70 Kilometer östlich von Zagreb im kleinen Dörfchen Grabrovnica. Im beschaulichen Ort gibt es ein beliebtes Ausflugsziel: Den Lichterpark Magie des Lichts auf dem Anwesen Salaje. Vor allem in der Weihnachtszeit verwandelt sich dieses besondere Salaje-Land in eine erstaunliche Phantasiewelt.
Neben seiner Karriere als Soldat beim kaiserlich-königlichen Heer der Habsburger verfasste Petar Preradović zahlreiche Gedichte in kroatischer Sprache, die noch heute oft bei traditionellen Veranstaltungen in Liedern besungen werden. Er verbrachte viel Zeit in Wien, deshalb wurde an seinem ehemaligen Wiener Wohnhaus in der Ungargasse später eine Gedenktafel angebracht. Seine Enkelin Paula Preradović, die zwar in Wien geboren wurde, aber in Pula aufwuchs, war nicht weniger bekannt. Sie war die Verfasserin der Österreichischen Bundeshymne. Das Grab von Petar Preradović befindet sich auf dem Mirogoj-Friedhof in Zagreb. Seine Enkelin erhielt ein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof.
Der dalmatinische Poet und Universalgelehrte Petar Hektorović war wie kaum ein anderer seiner Heimat verbunden
Als Petar Hektorović 1487 in Stari Grad auf der Insel Hvar geboren wurde, war die Zeit der Renaissance und des Humanismus gekommen. Obwohl er seinen Heimatort nur einmal verlassen hat, gilt er heute als einer der bedeutendsten Vertreter der sogenannten Ragusa-Renaissance. Seinen dreitägigen Ausflug mit einem Fischerboot zur 25 Kilometer entfernten Nachbarinsel Šolta in die Bucht von Nečujam verarbeitete Hektorović in seinem bedeutendsten ethnografischen Werk mit dem Titel Ribanje i ribarsko prigovaranje (Fischerei und die Dialoge von Fischern).
Das ehemalige Geburts- und Wohngebäude des Dichters, das festungsartige Schloss Tvrdalji, ist heute ein einzigartiges Museum. Der Palast mit dem Meerwasserfischteich, einem prächtigen Renaissance-Garten und der originalgetreuer Einrichtung ist bei jedem Wetter einen Besuch wert. Einzigartig sind auch die zahlreichen Inschriften, die in lateinischer, deutscher und kroatischer Sprache überall in der ganzen Anlage zu finden sind. Vor dem Schloss erinnert eine Büste an den bedeutenden Poeten.
Ivana Brlić-Mažuranić – ihre Kinderbücher brachten ihr fast den Nobelpreis ein
Die Werke der „Königin der kroatischen Geschichten“, wie sie in Literaturkreisen genannt wird, sind in ganz Europa bekannt. Die Erzählungen der kroatischen Dichterin entführen den Leser in eine fantastische Welt voller Helden, verzauberter Wälder und Geschichten, die das Herz berühren. Für ihre Gedichte, Erzählungen und Märchen wurde Ivana Brlić-Mažuranić zwei Mal für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen. Obwohl sie die Preise schließlich nicht erhalten hat, wird die Schriftstellerin an ihrem Wohn- und Wirkungsort Slavonski Brod an der Staatsgrenze zu Bosnien-Herzegowina nach wie vor mit der jährlichen Veranstaltung U Svijetu Bajki Ivane Brlić-Mažuranić (In der Märchenwelt von Ivana Brlić-Mažuranić) und mit dem Denkmal auf dem Marktplatz S. Miletić geehrt. Auch eine Grundschule trägt ihren Namen.
Der Hauptplatz von Slavonski Brod, einer der flächenmäßig größten in Kroatien, ist ebenfalls nach Ivana Brlić-Mažuranić benannt. Die Stadt selbst ist aus dem Werk einer anderen Schriftstellerin bekannt: Im berühmten Kriminalroman Mord im Orient Express von Agatha Christie bleibt der Zug aufgrund einer Schneewehe in Slavonski Brod stehen. Zur gleichen Zeit geschieht der Mord. Slavonski Brot ist außerdem ein Shopping-Paradies und wurde vom Kroatischen Tourismusverband im Jahr 2009 zur schönsten Stadt Kroatiens gekürt. Die 45.000-Einwohner-Stadt ist reich an Geschichte, wie die prächtigen Stadtpaläste, Festungen und prunkvollen Gärten zeigen.
Miro Gavran ist einer der bedeutendsten kroatischen Schriftsteller der Gegenwartsliteratur
Mehr als 30 Theaterstücke, die auf nationalen und internationalen Bühnen aufgeführt werden, 6 Romane und 11 Jugendbücher stehen auf der Literaturliste des zeitgenössischen kroatischen Schriftstellers Miro Gavran. Seit 2021 ist der umtriebige Autor der Vorsitzende des kroatischen Literaturverbandes Matica hvratska mit Sitz in Zagreb. Sein Werk Judita wurde in 30 Sprachen übersetzt und brachte ihm den Central European Time International Literary Award als Best Writer of the Year 1999 ein.
Für sein Schaffen wurden ihm außerdem der Fürst Branimir Orden und der Alois-Mock-Europapreis verliehen. In Zagreb gründete Miro Gavran das Gavran Theater, das auch Stücke anderer kroatischer Kulturschaffender auf die Bühne bringt. Jedes Jahr organisiert der Schriftsteller das grenzüberschreitende Gavran-Festival mit Theateraufführungen in Kroatien und ganz Europa. Miro Gavran ist in diesem Jahr außerdem Mitveranstalter des Zagrebački Festival Monodram, das vom 21. bis 28. September 2024 stattfinden wird.
Weitere Highlights:
- Der Schriftsteller Park in Senj
- Märchenhaft: ein Besuch im Brlić-Haus in Slavonski Brod
- Marija Jurić Zagorka: Journalistin & Schriftstellerin
- Die kroatische Sprache
Bilder: Adobe Stock
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